Am 28. November 2025 ist in Australien jener Direktor des Haus des Meeres hochbetagt verstorben, der die Aquarienschau ab 1966 vor dem Zusperren bewahrte und mit seinem Einsatz und seiner Dynamik dafür sorgte, dass das Haus in eine erfolgreiche Zukunft geführt werden konnte.

Der 1933 in Wien geborene Emmerich Schlosser war gelernter Spengler, Dachdecker und Entlüftungstechniker. Aus Abenteuerlust wanderte er Anfang der 1950er-Jahre nach Australien aus. In Neuguinea lernte er seine erste Frau kennen und verbündete sich mit einem Krokodiljäger.

1964 ging Schlosser mit seiner Frau auf Weltreise. Die Krokodiljagd und die Jahre in Neuguinea hatten sich bezahlt gemacht. Im Gepäck hatten sie eine Wander-Ausstellung: eine ethnographische Sammlung und rund 30.000 Schalen von exotischen Schnecken und Muscheln, die sie auch in Wien öffentlich präsentieren wollten.

Das Kulturamt bot ihnen dafür den Flakturm im (damaligen) Esterházy-Park an, in dem die erste österreichische Ausstellung von lebenden Meerestieren des Vereins „Gesellschaft für Meeresbiologie“ kurz vor der Schließung stand. 

Schlosser entschied sich als alter Abenteurer dafür, aus der muffigen Schau ein überzeugendes „Haus des Meeres“ zu machen – ohne Geld, dafür aber mit Geschick, mit freiwilligen Helfern und mit körperlichem Einsatz im Kampf gegen den Stahlbeton.

Die Ausgangsbasis war katastrophal: 76.000 Schilling Schulden, 41 verrostete Aquarien, elf Fische, zwei Langusten, ein paar Anemonen. Spärliche Subventionen und zahlreiche Spenden ermöglichten es, den Betrieb finanziell aufrecht zu erhalten. 

Mit Hilfe von Fisch-Fangfahrten an die Adria, nach Afrika und nach Mittelamerika brachten Schlosser und seine Leute bald in Wien nie gesehene Meerestiere ins Haus. Dazu kamen Schlangen und auch ein Krokodil. Innerhalb von vierzehn Jahren gelang es Schlosser, die Besucherzahl von wenigen Hundert auf mehr als Hunderttausend zu erhöhen.

Der tägliche Aufenthalt im lichtlosen Bunker war der Gesundheit des dynamischen Direktors jedoch auf Dauer nicht zuträglich. Er wollte zurück nach Australien, ans Licht und in die Sonne – was er 1980 auch tat.

Er gründete in Queensland eine Gewürzfarm, handelte mit Gemüse und Obst und sammelte Saphire und Opale, die er selbst bearbeitete.

Emmerich Schlosser wurde seinem Wunsch gemäß eingeäschert und die Asche auf seiner Farm verstreut.

Fotos: Archiv Haus des Meeres

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